Was ist eine Drehleier?

Drehleier gebaut von Kurt Reichmann
Abb.1: Lauten-Drehleier, gebaut von Kurt Reichmann

Die Drehleier ist ein Saiteninstrument, bei dem die Saiten mittels eines Holzrades gestrichen und somit in Schwingung versetzt werden. Dieser "endlose Geigenbogen" ermöglicht es, mit der Drehleier einen endlos andauernden Ton zu spielen. Das Rad kann man in der Abb.1 unter der rundlichen Radabdeckung erkennen oder in Abb.3 ganz vorne. Angetrieben wird das Rad durch eine Kurbel, die ganz links in Abb.1 zu sehen ist. Die Drehleier verfügt über mehrere Saiten. Sie hat normalerweise bis zu drei Melodiesaiten.

Halten der Leier
Abb.2: Halten der Drehleier

Mit Hilfe von Tasten, die man in Abb.2 sehen kann, werden die verschiedenen Töne gespielt. Durch das Betätigen der Tasten werden sogenannte Fähnchen gegen die Saiten gedrückt, so dass die Saiten verkürzt werden. Auf diesen Saiten wird die Melodie gespielt. Neben den Melodiesaiten verfügt die Drehleier meist über mehrere Bordunsaiten. Diese spielen immer den selben Ton (Bordunton), wie man es auch von Dudelsäcken her kennt. Die Bordunsaiten sieht man in Abb.3 deutlich im Vordergrund. Zusätzlich verfügt die Drehleier noch über ein Rhythmusinstrument: Durch kurzzeitiges schnelles Drehen der Kurbel wird ein Schnarrlaut erzeugt. Die Schnarre kann man in Abb.3 ebenfalls erkennen. Die linke Saite läuft über den Schnarrsteg (ganz vorne sichtbar), der bei schnellerem Drehen in Vibration versetzt wird und auf das unter ihm liegende Holz schlägt. Die Drehleier verfügt somit über einen Melodieteil, Begleitung (Bordun) und Rhythmusinstrument (Schnarre).

Das Innere einer Drehleier
Abb. 3: Das "Innere" einer Drehleier.

Die Drehleier ist ein Instrument mit langer Vergangenheit. Schon im 12. Jahrhundert war sie bekannt. So findet man sie beispielsweise heute noch in einer Skulptur über dem Portal der Kathedrale von Santiago de Compostela in Spanien. Auch in den Bildern von Hieronymus Bosch findet sich die Drehleier. Außer in der sakralen Musik wurde sie viel von Spielleuten, Gauklern und Bettlern eingesetzt. Nachdem sich die Drehleier im 18. Jahrhundert am französischen Hof großer Beliebtheit erfreute, ist sie im 20. Jahrhundert größtenteils in Vergessenheit geraten.

Tangentenkasten
Abb.4: Der Tangentenkasten enthält die Mechanik

Nur in wenigen Gegenden wurde die Drehleier weiterhin gespielt, so beispielsweise in Frankreich und in Ungarn. Heute findet die Drehleier wieder mehr Beachtung. In vielen Ländern Europas wird sie mehr und mehr gespielt. Auch in den USA gibt es einige Drehleierwerkstätten. Sogar in die moderne Musik ist sie vorgedrungen. Einige Musikgruppen setzen die Drehleier in ihrer Musik ein.


ZURÜCK Hendrik Ardner, 23.01.2011